Aktuell
24.01.2019

Stimmen aus dem Chor:
Altistin Hazel Allen

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Im September 2016 habe ich zum ersten Mal im Chor Audite Nova gesungen. Ich war gerade nach Zug gezogen und wollte einen Chor finden. Nach eingehender Beratung mit unserem guten Freund Google landete ich eines Abends in einer Probe, wo ich herzlich empfangen wurde. Und nach einigen Schnupperproben und einem erfolgreichen Vorsingen wurde ich Mitglied in dieser wunderbaren Chorgemeinschaft.

Wie also ist das im Chor für jemanden, der nur Englisch spricht? Ja, unser Chorleiter Johannes führt die Proben auf Hochdeutsch durch, und es braucht nicht lange, bis man die Worte für «bar» (Takt) und  «beginning» (Anfang) und «repeat» ( noch einmal) und «that was (not) good» gelernt hat. Und es braucht ganz sicher nicht lange, um zu verstehen, dass der Gesichtsausdruck eines entnervten Chorleiters in jeder Sprache gleich ist!

Aber genau dann, wenn man meint, jetzt käme man klar mit all den musikalischen Fachbegriffen auf deutsch, tritt während der Pause ein Mitglied des Vorstands hervor, um eine wichtige Ansage zu machen – zum Beispiel, wie das Tenue für das nächste Konzert aussehen soll. Das Ganze natürlich vorgetragen in rasantem Tempo in einer ganz anderen Sprache: Schweizerdeutsch! Nun heisst es Ruhe bewahren und bei der netten Nachbarin mutig nachzufragen, sodass man im Konzert nicht im knallgelb gepunkteten Kittel auftaucht, während alle anderen ganz in Schwarz gekleidet sind.

Und dann denkst du, du hast es geschafft- nach einigen Monaten verstehst du gerade genug Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, um sicher zu sein, dass du auf der richtigen Seite bist und die richtige Chorkleidung trägst. Doch da kommt der Chorleiter mit einem neuen Stück auf Italienisch, einem anderen auf Rätoromanisch oder vielleicht sogar Katalanisch!

Doch Spass beiseite, ich kann das Mitsingen in diesem Chor nur wärmstens empfehlen. Jeden Montag beginnt für viele von uns die Arbeitswoche, und die meisten werden zugeben, dass es ihnen irgendwann im Laufe des Tages in den Sinn kommt, doch lieber nach Hause zu gehen und die Füsse hoch zu legen, anstatt am Abend noch eine Chorprobe zu besuchen. Aber auch in Zeiten von Stress und grösster Müdigkeit habe ich es nie bereut, mich doch noch aufgerafft zu haben. Wir können aus dem gewöhnlichen Alltagsleben ausbrechen in eine Gemeinschaft von Menschen, die einfach zusammenkommen, um zu singen, und – ganz gleich, was der Chorleiter sagt – die Musik, die wir machen, hat ihre eigene Sprache, die wir alle verstehen.

Hazel Allen, Übersetzung aus dem Englischen Katja Kolb

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