Unterwassermusik
Der Chor Audite Nova Zug taucht ab in die Sommerfrische – dieses Jahr wortwörtlich in die Tiefen des Ozeans und stellt fest: auch dort wird gesungen. Wir lauschen den Gesängen der Meeresbewohner, von denen die Wale und Delfine uns besonders beeindrucken. Dabei hören wir alles von simplen Lauten und Rhythmen bis zu komplexen Melodien. Meister der Unterwassermusik sind die Buckelwale, deren Lieder bis zu 20 Minuten lang sind. Und nicht nur das: Forscher haben herausgefunden, dass die Wale jährlich neue Melodien komponieren, um ihr Repertoire zu erweitern bzw. zu verändern. Dabei entstehen Lieblingsmelodien, die von anderen Walen aufgenommen werden und sich saisonal als Paarungshits und Wanderlieder durch alle Meere verbreiten.
Der Gesang der Wale gilt als die vielschichtigste Form der Kommunikation im Tierreich. Die Bedeutung der Kompositionen gibt Forschern bis heute Rätsel auf, doch man nimmt an, dass die Lieder in erster Linie der erfolgreichen Partnersuche dienen. Weibchen fühlen sich dabei insbesondere von ausgefeilten Melodien angezogen, weil ein Buckelwalmännchen, das sich eine komplizierte Abfolge von Tönen merken kann, damit signalisiert, wirklich fit zu sein. Wenn wir uns eine Analogie zum Menschen erlauben dürfen: Wäre dies nicht der perfekte Ansporn für Männer, in einem Chor mitzusingen?
Dass das Singen im Chor für die richtigen Schwingungen sorgt, ist allseits bekannt. Zudem läuft man im Chor nicht Gefahr, auf der falschen Frequenz zu singen, wie etwa der – im wahrsten Sinne des Wortes unerhört einsame – Wal Hertz52, dessen Gesänge seit Jahrzehnten unbeantwortet bleiben, weil er nicht die richtige Tonhöhe seiner Artgenossen trifft.
Mit diesen Gedanken lassen wir uns treiben – in der Tiefe des Ozeans, im kühlen Bergsee, in lauschigen Sommernachtkonzerten – und sehen einem erholsamen Sommer entgegen.
PS – Wer mehr über die «Liedermacher der Ozeane» erfahren möchte, dem sei der Tagesanzeiger-Artikel von Tina Baier empfohlen.
Katja Kolb und Judith Spieler
Beitragsbild js
