Audite Nova
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15.10.2013

Liebe Audite Nova-Sänger…
Ein Brief von Markus Volpert

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Was veranlasst namhafte Solisten dazu, mit einem Laienchor zusammenzuarbeiten? Wir baten den Bariton Markus Volpert um eine Stellungnahme und erhielten einen leidenschaftlichen Brief:

Liebe Audite Nova-Sänger

Es ist mir eine Freude und eine Ehre, für Euch schreiben zu dürfen.

Unser erstes gemeinsames Projekt fand im Juni 2007 statt. Auch damals musizierten wir Mendelssohn, und die Erinnerung daran bereitet mir große Vorfreude auf unser nächstes Projekt, den Paulus im November! Mendelssohn ist einer meiner liebsten Komponisten, vielleicht auch daher, weil er uns Bässe mit den schönen Aufgaben der Hauptpartien in seinen Oratorien bedacht hat. Zudem erinnert mich seine Musik immer an Bach in einem romantischen Sturm-und-Drang-Gewand. Dieser Klang in seinen Chören, wie z.B. im Paulus: „Mache dich auf! Werde Licht!“ und darauf folgend: „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“ –  das ist schon sehr imposant und erzeugt bei mir eine Gänsehaut!

2007 stand die Walpurgisnacht auf dem Programm, und ich kann mich noch gut an unsere erste Probe im Casino erinnern. Wenn ich mich das erste Mal mit einem Chor und seinem Dirigenten treffe, ist das besonders aufregend: da verspüre ich eigentlich mehr Lampenfieber als später beim Konzert. Die Stimmung, die herrscht; das Niveau, das die Musiker haben; die Art des Dirigenten; die Qualität des Chores; die Reaktionen auf mein Singen – all dies sind viele Eindrücke, die es so spannend machen! Damals hatte ich sofort ein wohliges Gefühl: der Chor war freundlich, und der Dirigent verstand nicht nur sein Handwerk, sondern war auch noch sehr angenehm und voller Energie. Für Johannes steht neben der Präzision vor allem die Lust am Musizieren im Vordergrund, und das macht Freude, wenn man einen Partner zur Seite hat, der einem den Raum geben kann, sich in die musikalischen Kurven zu legen! Was will man mehr!

Die Organisation ist jedesmal vorbildlich, selbst bei so komplexen Aufführungen wie der Uraufführung der Gesänge auf den Frieden von H. Römer oder unserem letzten gemeinsamen Projekt, dem Requiem von C.Rütti. Was dabei zu bedenken und zu organisieren ist, ist gewaltig. Aber wie man es als Uhrmachersohn von einem Schweizer Uhrwerk erwartet, so läuft auch hier die Verwirklichung der Projekte ab! Das Geld ist knapp, die Probenzeit mit Chor und Orchester fällt daher kurz aus, oft kommt Unerwartetes hinzu, und dennoch wird auf alles mit klarem Verstand, dem nötigen Schuss an Gelassenheit und einem Lächeln reagiert! Ich kann auf viele Chöre in vielen Ländern zurückblicken, und da gibt es wenige, die das alles so zustande bringen wie dieses Zuger Ensemble!

Somit freue ich mich auf unseren Paulus, der 1992 mein erstes Oratorium  war, in dem ich die Hauptpartie singen durfte, und daher einen besonderen Stellenwert für mich besitzt!

Markus Volpert

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