Audite Nova
Aktuell
18.02.2014

Chor Audite Nova reist zu den
World Choir Games 2014 nach Riga

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Vom 15.-20. Juli 2014 nimmt der Chor Audite Nova Zug teil an den „World Choir Games 2014“ in der lettischen Hauptstadt Riga, 2014 nicht nur Kulturhauptstadt Europas, sondern auch Welthauptstadt der Chormusik.

Bereits haben sich über 450 Chöre aus 58 (!) Nationen aus allen Teilen der Welt angemeldet, darunter um die 40 Chöre aus China, etwa 20 aus Südafrika und genau 5 aus der relativ kleinen Schweiz. Erwartet wird ein neuer Teilnehmerrekord. Highlights sind unter anderem Wettbewerbe in 29 Kategorien und ein grosses Festival-Konzert mit tausenden internationalen Sängerinnen und Sängern auf der grössten Open Air Bühne Lettlands. Uns erwartet in Riga also ein gigantisches, weltumfassendes Chorfest!

Vorgängig zur Teilnahme an den „World Choir Games“ (vormals „Chorolympiade“) macht man sich als Chorleiter einige Gedanken über den Zweck der Teilnahme und über das zu singende Repertoire. Gerne gebe ich diese Gedanken im Folgenden wieder.

Es mag sicherlich Chöre geben, für die es ein wichtiges Ziel ist, an den „World Choir Games“ eine Auszeichnung zu erlangen. Das mag besonders für Spitzen-(Kammer-)chöre gelten, die ihre Mitglieder aus Musikstudenten oder stimmlich ausgebildeten Sängern/ -innen rekrutieren. Insbesondere Chöre aus Asien und Osteuropa müssen sich zunächst im eigenen Land durch nationale Wettbewerbe qualifizieren, bevor sie von ihren Regierungen delegiert werden, sich auch im Ausland zu profilieren. Speziell für bereits ausgezeichnete Chöre ist „THE CHAMPIONS COMPETITION“ vorgesehen. Die Preisträger erhalten – wie bei einer Sportolympiade – eine Bronze-, Silber- oder Goldmedaille. Der Chor, der eine Goldmedaille mit der höchsten Punktzahl erreicht, wird zum „Champion of the World Choir Games“ ausgerufen.

„THE OPEN COMPETITION“ ist grundsätzlich für alle Chöre offen, besonders aber für jene, die eine besondere Qualifikation erworben haben. Die Preisträger erhalten nach einem bestimmten Punktesystem ein
Bronze-, Silber- oder Golddiplom. Der Chor mit der höchsten Anzahl Punkte pro Kategorie und mit einem Golddiplom erhält den Titel „Winner of the World Choir Games – The Open Competition“.

Audite Nova wird in „THE OPEN COMPETITION“ teilnehmen, und zwar in den Kategorien 17 „Musica Sacra a cappella“ und 20 „Musica Contemporanea“.

Für unsere Chormitglieder – das lässt sich mit einiger Sicherheit sagen – steht eine mögliche Auszeichnung am Wettbewerb nicht im Vordergrund. In Gesprächen mit Chormitgliedern werden immer wieder als Hauptmotivation für die Teilnahme genannt: die grossartige Gelegenheit, so vielfältige Chöre aus der ganzen Welt treffen und hören zu können sowie die Möglichkeit zu einer Reise in eine den meisten bisher wenig bekannte Region. Einige Chormitglieder verlängern Ihren Aufenthalt offenbar um einige Tage, oder verwenden sogar ihre ganzen Sommerferien mitsamt Partner oder Familie dazu, das Baltikum näher zu erkunden. Nicht zuletzt bedeutet die Reise und das gemeinsame Erleben aber auch einen grossen Gewinn für die Chorgemeinschaft. Manche erzählen immer noch begeistert von der Teilnahme an der 1. Chorolympiade im Jahr 2000 in Linz.

Auch musikalisch profitiert der Chor enorm von der Wettbewerbsteilnahme. Nirgendwo anders auf der Welt kann man mehr Chöre und vielfältigere Chorliteratur hören als an den „Word Choir Games“. Jeder Chor wird höchste Perfektion anstreben, um sich schliesslich von seiner besten Seite präsentieren zu können. Klar, dass niemand traurig ist, sollte ein solcher Effort von der international besetzten Jury auch mit einer Auszeichnung belohnt werden.

Für mich als Chorleiter stellen sich auch bei der Literaturauswahl einige Fragen: welche Stücke liegen unserem Chor, was singt er besonders gerne? Womit stellt er seine Qualitäten besonders gut dar? Inwieweit berücksichtigen wir Stücke aus unserem Kulturkreis, besonders aus der Schweiz? Bedeutet es eine schöne Geste, ein Werk eines lettischen Komponisten ins Programm zu nehmen, oder sollte man das besser den lettischen Chören selbst überlassen?

Fragen über Fragen! Und daneben sind weitere Dinge zu beachten: 4 Stücke sind jeweils vorgeschrieben, mit einer Gesamtdauer von 15 Minuten pro Kategorie. Die Werke in Kategorie 17 müssen geistlich und unbegleitet sein, die in Kategorie 20 dürfen nicht zu Jazz, Pop oder Musiktheater gehören und müssen von einem Komponisten geschrieben sein, der nach 1925 geboren ist.

Man ist gut beraten, wenn die Stücke dem Können des Chores angepasst sind, sprich: also nicht zu schwer und nicht zu leicht sind. Die Tonarten sollten zueinander passen: c-Moll nach Fis Dur ist nicht empfehlenswert, das ist wie Rollmops auf Schokoladeneis (für die Nichtkundigen: Rollmops = zusammengerolltes Filet vom entgräteten Hering mit Gurkenstreifen, Paprika und Zwiebeln als Einlage). Je nach Tonartenfolge kann der Chor intonatorisch ganz schön ins Schwimmen geraten.

Besondere Beachtung sollte man der Dramaturgie der Programme schenken: 4 langsame Stücke hintereinander bringen Publikum und Jury zum Gähnen, auch wenn sie noch so schön vorgetragen sind. Lauter „Knaller“ hintereinander könnten einem als Effekthascherei vorgeworfen werden und dienen auch nicht unbedingt dazu, die mannigfachen Qualitäten des Chores auf vielfältige Weise zur Geltung zu bringen. Ganz für mich persönlich habe ich ein paar Kriterien für eine gute Dramaturgie zusammengestellt. Sagen wir einfach mal so: wenn die Zuhörerschaft einmal staunt, einmal lacht, einmal weint und einmal jubelt – dann liegt man mit der Programmauswahl bestimmt nicht völlig daneben!

Man sieht, dass eine geschickte Auswahl der Wettbewerbsstücke gar nicht so einfach ist, und man dazu eine ganze Menge an Überlegungen anstellen muss. Nun ja, ich hoffe, dass wir mit den richtigen Stücken im Gepäck und im Kopf (natürlich alles auswendig!) und top vorbereitet nach Riga reisen.

Und ich wünsche uns, dass wir viele tolle Chöre hören, vielfältige menschliche Begegnungen erleben und von der Atmosphäre der „World Choir Games“ so richtig mitgerissen werden!

Johannes Meister, Chorleiter

 

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