Alle Vögel sind schon da…
Wie lernen eigentlich Vögel singen? Müssen sie auch so eifrig proben wie wir Chorleute? Das fragte sich eine Gruppe von Altistinnen auf einem frühmorgendlichen Waldspaziergang mit unserer eigenen Vogelkundlerin und Mitsängerin Ursi Herzog. Im Wald sahen wir zwar wenig Vögel, doch wir hörten die unterschiedlichsten Vogellieder mit zum Teil mehreren Strophen und wiederkehrenden Refrains. Ein richtiges Konzert!
Wir erfuhren: Nur wenig Gesang ist angeboren. Das Erlernen von Melodien ist für junge Singvögel ein wichtiger Prozess, denn sie lernen dabei die Kommunikation untereinander. Bei genauem Hinhören kann man Jungvögel sogar üben hören. Sie wiederholen bestimmte Sequenzen immer wieder, bis sie alle Strophen mit Refrain beherrschen. Dieser Lernprozess beginnt schon sehr früh. Die Jungvögel sind besonders empfänglich für neue Klänge und Lieder. Sie nehmen die Geräusche um sie herum auf und beginnen, sie zu imitieren. Wenn sie älter werden, festigen sie ihre Lieder, verbessern sie und verfeinern sie durch Übung.
Viele Singvögel sind in der Lage, sich der Umgebung anzupassen. Einige verwenden ein „Trial and Error“-Verfahren, bei dem sie verschiedene Melodien ausprobieren und ihre Lieder verbessern, indem sie die erfolgreichen Varianten behalten und die erfolglosen verwerfen. Andere lernen vor allem durch Imitation. So gibt es unter den Singvögeln nicht nur unterschiedliche Interpreten, sondern auch regelrechte Komponisten.
Wir wünschen Ihnen erholsame Sommertage und offene Ohren für die spannenden Klänge in der Natur.
Text und Foto: Judith Spieler
Tipp: Ein Besuch in der Vogelwarte Sempach ist immer ein Erlebnis und auf der Website gibt es viel Wissenswertes, u.a. kann man Vogelstimmen anhören…
