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3.08.2021

Chorarbeit in Pandemiezeiten

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Eine Herausforderung der besonderen Art: Chorproben in einer Zeit in der das Singen vom BAG verboten ist. Wie geht unser Chorleiter mit diesen Einschränkungen um? Wie verändern die Einschränkungen die Probenarbeit? Mit diesen und weiteren Fragen gingen wir auf Johannes Meister zu.

„Zunächst ging es darum, die «chorlose» Zeit mit den beschränkten Möglichkeiten einigermassen sinnvoll zu nutzen. Da sich Online-Proben eher für kleinere bis mittelgrosse Ensembles eignen, verfolgte ich für unseren mehr als 100-köpfigen Oratorienchor die Idee eines Repertoireprojekts. Speziell in der Weihnachtszeit würden die Menschen das Singen stark vermissen und somit war das Mitsingformat mit den Weihnachtsliedern geboren. Auch wenn das Nachfolgeprojekt mit dem Einsingen von bekannten und unbekannten Repertoireliedern ein wenig stecken geblieben ist, erscheint mir die Idee, diese auf unserer Homepage für alle derzeitigen und künftigen Chormitglieder zu publizieren, nicht ganz abwegig. Den Rückmeldungen zufolge haben sich manche aber nicht getraut, sich stimmlich alleine zu exponieren, andere wiederum verspürten wenig Lust daheim ihren Computer anzusingen. Dass sich jedoch zur Aufnahme von «La sera sper il lag» zu Andreas 60. Geburtstag so viele Chormitglieder einfanden, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Singen insbesondere als Gemeinschaftserlebnis sehr geschätzt wird.

Als dann Präsenzproben mit beschränkter Personenzahl, Mindestabständen und Schutzmasken wieder möglich wurden, habe ich mir, gemeinsam mit dem Vorstand, auch hier Gedanken gemacht, die Probenarbeit möglichst effektiv zu nutzen. Da am 27. September die Erstaufführung von Carl Rüttis Werk «Benedizione» ansteht, war das Ziel klar vorgegeben. Das achtstimmige, teils doppelchörige Werk stellt an den Chor einige Herausforderungen. So lag es nahe, die jeweiligen Singstimmen einzeln und gründlich zu erarbeiten.

Was zunächst als Notübung anmutete, entpuppte sich zusehends als Vorteil. Quasi wie unter dem Mikroskop konnte man die Singstimmen im Detail anschauen, und ich erhielt den Eindruck, dass unsere Sänger/-innen zunehmend an Sicherheit gewannen. Dazu kam, dass ich nun Einzelstimmen viel besser hörte als im Plenum und folglich mit individuellen stimmbildnerischen Tipps ein verbessertes Klangergebnis erzielt werden konnte. Aus dem Umstand, dass die Registerproben recht gut besucht waren, folgere ich, dass einerseits die Möglichkeit, wieder singen zu dürfen, dankbar angenommen wurde, andererseits das Bedürfnis bestand, die eigene Singstimme wirklich sicher zu erarbeiten.

Natürlich freue ich mich auf den Moment, an dem der gesamte Chor wieder vereinigt sein wird. Als Lernergebnis darf ich aber festhalten, dass nach meinem Eindruck Registerproben möglicherweise mehr Effizienz bewirken als ausschliesslich Tuttiproben. Eine Erkenntnis, die durchaus Folgen auch für die künftige Probenarbeit haben könnte.“

Johannes Meister, 9. Juli 2021

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