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6.06.2022

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Das Thema wird 2005/6 in einer breiten Diskussion erörtert und verabschiedet: Wir wollen ein Laienchor sein mit professionellem Anspruch. Ob wir ihn erfüllen, darüber befindet die Hörerschaft in den Konzerten. Was davor abläuft, findet hinter den Kulissen statt. Dort sind wir unser eigenes kritisches Publikum, aus dem sich Mitglieder zur Verfügung stellen und Verantwortung übernehmen für die vielfältigen Hintergrundarbeiten im Hinblick auf so unterschiedliche Auftritte wie Eigenproduktionen mit SolistInnen und Orchester oder a capella, Konzertieren gemeinsam mit anderen Chören, Auftritte auf Einladung, Wettbewerbsbeiträge.

Auf was wir uns eingelassen haben – nach aussen wie nach innen – ist festgeschrieben im Leitbild. Seine sechs Punkte stecken Richtlinien und Aktionsradius einer Gemeinschaft ab, die man als Mosaik sehen kann, darin jede und jeder ein Teil des Ganzen ist. Passform ist die Verlässlichkeit.

Es ist schon bemerkenswert, wie eine Hundertschaft von Menschen aus rund zwanzig Nationen und aus zahlreichen Berufen mit Sangeslust, Pflichtbewusstsein und unter Einbringen ihres Potenzials an persönlichen, unternehmerischen und sozialen Erfahrungen die qualitative Voraussetzung bildet, um einen Chor wie eine Firma zu organisieren und zu führen. Und alles freiwillig, freizeitlich und honorarfrei – mit Ausnahme der künstlerischen Leitung. Die entfaltet ihr Können wohl am schönsten, wenn die einzelnen Ressorts in guten Händen liegen: Führung, Kommunikation intern und extern, Personelles, Administration, Logistik/Material, Finanzen, Festivitäten und allerhand Spezialaufgaben, wie etwa jene, die zu einem Echo führte wie diesem:
Ein grandioses Klangfest!

Selbstverpflichtung und – wovon in den vorangegangenen Beiträgen die Rede war – Begeisterung und Verbundenheit bilden eine Symbiose. Dies hat den für seine Forschungen zur Bedeutung zivilgesellschaftlicher Engagements renommierten Politikwissenschaftler Robert D. Putnam zum pointierten Satz veranlasst: «Gutes Regieren (…) ist eine Nebenwirkung von Gesangsgruppen und Fussballvereinen.»

Eine Idee von Einsatz und Professionalität hinter den Kulissen geben die Bildsequenzen Vor dem Konzert. Doch hüte man sich nach den ersten 25 Sekunden vor einer ebenso rasanten Schlussfolgerung: Was im Zeitraffer abläuft, ist während eineinhalb Stunden ziemlich ‘Schwerwiegendes’ für ein chorinternes Team aus sechs Freiwilligen.

Hanspeter Reichmuth

Robert D. Putnam, Making Democracy work, Princeton 1993

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