Audite Nova
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4.04.2016

„Harmonie et mélange des Couleurs“

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Die französische Mezzosopranistin Anne-Lise Latouche-Hallé im Rückblick auf das Fauré-Konzert vom 19. März 2016.

Das Fauré Requiem durfte ich in Frankreich und England an der Bratsche spielen, als wir mit dem Jugendorchester einen Austausch mit einem Chor aus Oxford hatten. Danach bekam ich für andere Aufführungen dieses Werkes meine erste Gage, Jahre bevor ich mir ein Leben als Musikerin vorstellen konnte! Bei dem Konzert von Audite Nova kam mir in den Sinn, dass ich damals Gabriel Faurés Musik als modern empfunden hatte.

Seit dieser Zeit denke ich an Faurés Musik immer in Assoziation mit Bildern der Impressionisten. Diese Zusammenhänge wurden mir bei der Werkeinführung von Doris Lanz und im sehr gelungenen Konzert vom Chor Audite Nova wieder bewusst.

Die Wechselspiele der Harmonien und die Assoziationen von verschiedenen Klangfarben – z.B. zwischen den Streichern und Bläsern – konnte ich im Konzert wie die wunderschönen Farbtöne des Impressionismus wahrnehmen. Die harmonischen und dynamischen Spannungsbögen riefen in mir ähnliche Empfindungen hervor wie bei der Betrachtung von Claude Monets Bildern. Vor dem bekanntesten Bild Monets „Impression, soleil levant“, das ich im Pariser Musée Marmottan bewundern durfte, „badete“ ich zuerst mitten in Pastellfarben, genauso wie in der Pfarrkirche Unterägeri, um plötzlich eine Explosion von strahlenden Farben (die glänzende Morgensonne und ihre Reflektionen auf der Wasserfläche) zu erleben.

Der intime Charakter in Faurés Musik ist eine der Hauptkomponenten, die ich in Ausstellungen impressionistischer Malerei genoss. Nach so gewaltigen Aufführungen wie „Carmina Burana“ (mein viertes Projekt als Chorsängerin bei Audite Nova) und Verdis Requiem war ich geradezu ergriffen, den Chor Audite Nova mit diesen intimeren Tonfarben zu erleben! Dabei hat die Aussage vor allem des Requiems nichts an „profondeur“ verloren. So weckten in mir im „Pie Jesu“ die tiefen Klangwogen der Orgel im Zusammenspiel mit der hellen Sopranstimme Erinnerungen an Monets Bild „La Cathédrale de Rouen“.

Die reinen Chorstimmen im „Cantique de Jean Racine“ und im „Sanctus“ und das warme Licht des Chorklangs im „Agnus dei“ des Requiems, getragen von Orgel und Orchester, brachten empfindsame Abwechslungen. Alle Tonfarben fanden ihren Höhepunkt im „Paradisum“, wo Orgel und Harfe mit ihren Klängen die impressionistischen Wasserflächen malten, in denen sich der Himmel spiegelt.

http://www.annelise-latouchehalle.com/

Bild: Claude Monet, Impression Sunrise, 1872, Photographer: wartburg.edu
https://de.wikipedia.org/wiki/Impression,_Sonnenaufgang

Eine weitere Konzertkritik eines ehemaligen Mitsängers: Ein Fest musikalischer Sinnlichkeit von Gabriel Fauré – Zug Kultur

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